Was die Corona-Pandemie für das Sozialwesen bedeutet

COVID-19 hat die Welt fest im Griff. Die wirtschaftlichen Folgen sind verheerend. Doch was ist mit den Folgen für das Sozialwesen? Wie sich die Krise konkret auf die Arbeit eines Vereins wie
wir für pänz e.V. auswirkt, erläutert Geschäftsführerin Petra Gast im Interview.

Welche Folgen hat die Krise Ihrer Einschätzung nach für die Kinder?

Gast: Kinder mit Einschränkungen sind in den letzten Wochen und Monaten oft durchs Raster gefallen, weil die Förderung in der Kita und Schule weggebrochen bzw. stark eingeschränkt war. Denn die Jungen und Mädchen, die normalerweise von einer Schulbegleitung im Unterricht unterstützt werden, haben zu Hause oft deutlich weniger bis gar keine Unterstützung gehabt. Deshalb ist es wichtiger denn je, dass wir genau hinschauen und überlegen, wie wir solche Kinder auffangen können. Wir müssen wieder dahinkommen, Kindern das Recht auf Lernen zu ermöglichen. Insbesondere Kinder mit Handicap oder Einschränkungen müssen gefördert werden, da die Defizite sonst noch größer werden. Das wäre fatal und ist letztendlich nicht mehr aufzuholen.

Welche Folgen hat die derzeitige Krise für Ihren Verein?

Gast: Unser Verein ist für gemeinnützige Projekte auf Spenden angewiesen. Wir haben das Glück, dass uns nicht nur Privatpersonen, sondern auch Unternehmen immer wieder mit Spenden unterstützen. Wie sich das Spendenvolumen langfristig entwickeln wird, können wir derzeit noch gar nicht absehen. Aber wir merken jetzt schon einen deutlichen Rückgang der finanziellen Zuwendungen, auch was die Höhe der Beträge angeht. Aber es ist ja auch verständlich, dass Unternehmen ebenso wie Privatpersonen während dieser schwierigen Zeit solche Zuwendungen auf den Prüfstand stellen werden.

Und was bedeutet das für die laufenden Projekte?

Gast: Für das laufende Jahr sind alle Projekte refinanziert. Für 2021 sieht das schon anders aus. Wir müssen schauen, wie sich die Situation weiterentwickelt. Sonst müssen wir im Herbst leider schweren Herzens Projekte einstellen, sofern die Anschlussfinanzierung nicht gesichert ist.

Rechnen Sie mit einer Kettenreaktion?

Gast: Die vieldiskutierten Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die weltweite Wirtschaft sind sicherlich absolut elementar. Mit dem Einbruch der Gewerbesteuern fällt für die Kommunen eine wichtige Einnahmequelle weg. Und das wiederum wird massive Auswirkungen auch auf unsere Arbeit und die vieler anderer sozialer Organisationen haben. Denn ein Teil unserer Arbeit wird durch die Stadt finanziert, wie zum Beispiel die Beratung, KiTa, Jugendhilfe, Eingliederungshilfe, Kindertagespflege, KinderWillkommen-Besuche, Frühen Hilfen und die Arbeit im Familienhaus. Hinzukommt, dass Menschen, die in sozialen Bereichen arbeiten, in der Regel per se nicht zu den Besser-Verdienenden gehören. Und das wird sich im Zuge der Krise weiter verschärfen. Wir dürfen bei allen wirtschaftlichen Rettungspaketen nicht vergessen, dass auch das Sozialwesen ganz massiv von der Krise betroffen ist. Und hier müssen wir überlegen, wie wir das auffangen können.